Friedensgebet Online zum 25.03.2021

zum 20. Jahrestag des großen Schengen-Raums in Europa

Texte und Musik zum Lesen und Hören.

Am 25.03.2001, genau vor 20 Jahren, trat das Schengener Abkommen für Dänemark, Finnland und Schweden sowie die Nicht-EU-Staaten Island und Norwegen in Kraft.
Damit entstand ein großer, freier Raum über die Grenzen hinweg.

Das Friedensgebet greift die Thematik des Schengen-Raums auf und stellt sie in einen größeren Raum, der nicht weniger will als Frieden auf Erden!

2. Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden!

Die herrschende Pandemie hält uns immer noch davon ab, uns wieder in der Süsterkirche zum Friedensgebet zu treffen. Sie soll uns aber nicht länger davon abhalten, über drängende Themen, die den Frieden in der Welt gefährden, nachzudenken, sie beim Namen zu nennen und für eine Veränderung zu beten. Also darum ein Friedensgebet online.

Wir haben uns entschieden, einmal darüber nachzudenken, was in der europäischen Wertegemeinschaft Gewicht hat und was davon übrigbleibt, wenn es Probleme gibt, die gemeinsames Gestalten verlangen. Als Beispiel wählen wir das Schengener Abkommen.

Schengen, ein kleiner Ort, von dem viele nicht einmal wissen, wo er genau liegt, ist zum Symbol für eine Hoffnung, für ein Gefühl von Freiheit und Freizügigkeit, für eine Zukunft in Frieden und Gerechtigkeit geworden.
Die Idee von Schengen, die 1985 in einem ersten Abkommen von fünf der sechs Gründerstaaten der damaligen EWG festgeschrieben wurde, wollte deutlich machen, dass nicht hinter jeder Grenze Feinde lauern, dass man deshalb nicht jede Grenze bewachen und ihr Überqueren in beiden Richtungen streng kontrollieren muss.
Italien trat ein Jahr später bei, und es folgten immer mehr Länder.
Nach dem Zerfall des Ostblocks konnten Länder, die bis dahin unerreichbar schienen, ohne besondere Erlaubnis, ohne Kontrollen, Probleme oder gar Angst erreicht werden.  Der Schengenraum wurde immer größer.
Am 25.03.2001 traten Dänemark, Finnland, Schweden und auch Island und Norwegen als Nicht-EU- Länder bei. Später folgte neben anderen auch noch die Schweiz.
Die Grundidee war und ist, dass alle beteiligten Länder in dem nun sehr großen Schengenraum auf Binnenkontrollen verzichten. Der Wegfall dieser inneren Grenzkontrollen beinhaltet aber für alle Mitgliedstaaten die Verpflichtung, die Außengrenzen „zum Zwecke der Fluchtabwehr und der Bekämpfung der illegalen Einwanderung angemessen zu sichern“.
Das klingt nicht unvernünftig und funktionierte zunächst ganz gut.
Erste Probleme zeigten sich bei den Veränderungen im Nahen Osten, die Menschen zwangen, ihre angestammte Heimat zu verlassen, um Freiheit und Leben zu erhalten. Diese Menschen suchten Schutz und Rettung in Europa.
Zum wirklichen Problem kam es 1995, als täglich hunderte an den Außengrenzen standen, weil sie in ihren Heimatländern kein Dach mehr über dem Kopf hatten, von Mord und Folter, von Hunger und Unterdrückung, vom Verlust ihrer Freiheit konkret bedroht waren. Sie kamen zu Fuß, mit Fahrzeugen, aber auch mit überladenen und überalterten Booten über das offene Meer. Sie standen an den Grenzen, aber niemand wollte sie haben.
Diese Bilder haben uns nicht verlassen.

Wir – die Schengenstaaten – haben Mauern und Stacheldrahtzäune errichtet. Wir haben tausende ertrinken lassen. Wir haben Schiffbrüchige nicht an Land gelassen und ihre Retter diskreditiert und sogar kriminalisiert. Wo wir es nicht selbst getan haben, haben wir hilflos zugesehen.  
Bei uns wandelte sich die Willkommenskultur sehr schnell zu einer wenig rationalen Zerreißprobe der politischen Wettbewerber. Das Entstehen einer rechtsradikalen Partei mit bis dahin nicht vorstellbaren Erfolgen schloss sich an.
In Europa erfanden Bürokraten im März 2016 eine unendlich lange Neuregelung für den Schutz der Schengen-Außengrenzen.

Die Schengenstaaten haben sich abgeschottet. Ergebnis sind die Flüchtlingslager vor oder unmittelbar hinter den geschützten Außengrenzen. Asyl kann man nur dort beantragen, wo man den ersten Fuß in ein Land der EU gesetzt hat. Also sitzen auch die fest, die es trotz aller Mauern und Zäune bis nach Europa geschafft haben.  Sie sitzen fest unter unmenschlichen Bedingungen, sind frei und doch gefangen, haben nichts mehr als ihr nacktes Leben – und wir tun alles, um ihnen auch die letzte Hoffnung zu nehmen. Vielleicht kehren sie dann ja um und warnen andere davor, überhaupt erst zu kommen.

Man muss kein Utopist sein und glauben, dass wir in Europa alle Probleme der Welt lösen können. Aber man kann Realist bleiben und sicher sein, dass es Möglichkeiten gibt, zu gestalten statt auszugrenzen, dass es bessere Lösungen gibt als die Lager in Griechenland, in Bosnien, in Italien, zwischen Frankreich und England. Den betroffenen Menschen ist ohne ihr geringstes Verschulden alles genommen – ihre Würde ist tief verletzt und schreit uns alle täglich (an)klagend laut an.
Ein Beitrag zum Frieden auf Erden ist das nicht!

(Horst Haase)

3. Das Floß der Medusa

Ein Schiff auf Grund.
Es kommt nicht frei.
Die Menschen sind sehr viele.
Ein Großfloß wird gebaut.

Das Meer ein Schlund,
im Wasser kein Hai.
Das Ufer wird zum Ziele.
Die Handwerker sind laut.

Viele aufs Floß in der Not.
Die Wenigen sind im Rettungsboot.
Mit Seilen geschleppt
wird es doch nett.
Wir werden für euch rudern.
Das Ufer in Sicht.
Die Boote trifft Gischt.

Seile gekappt.
Kein Klotz am Bein
so kurz vor Land und Ziel.

Das große Floß ist los – kein Glück.
treibt Tage und noch wochenlang
– es ist nicht wie ein Bumerang –
und kehrt nicht mehr zurück.

Einhundertvierundreißig Menschen tot.
Nur fünfzehn überlebten in großer Not.

Die in den Booten kümmerte das nicht.
Sie kamen nur kurz vor ein Gericht.
Die Boote hätten nicht für alle gereicht.
Zu Rudern war wirklich nicht leicht.
      die Boote zu bootig,
      die Seile zu seilig,
      das Floß zu groß.
Es könnten nicht alle gerettet werden,
so sei das eben manchmal auf Erden.

(Bertold Becker)

Von Théodore Géricault, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17456087

4. Psalm 143

1 Ein Psalm. Von David.
Lebendiger, höre mein Gebet,
      bemerke mein Flehen.
Antworte mir in deiner Treue,
      in deiner Gerechtigkeit.
2 Geh nicht ins Gericht mit mir,
      ich diene dir,
denn vor dir ist niemand gerecht
      unter allen, die leben.
3 Die mich anfeinden, verfolgen mich,
      treten mein Leben zu Boden.
Sie lassen mich in Finsternis wohnen,
      gleich denen, die für alle Zeit tot sind.
4 Mein Geist verzagt in mir,
      mein Herz ist wie betäubt in meinem Inneren.
5 Ich erinnere mich an längst vergangene Tage,
      denke nach über all dein Tun,
über das Werk deiner Hände sinne ich nach.
      6 Ich breite meine Hände zu dir aus.
Meine Kehle gleicht einem Land, das nach dir dürstet. Sela.
7 Schnell, antworte mir, Lebendiger,
      mein Geist schwindet.
Verbirg dein Angesicht nicht vor mir,
      sonst gleiche ich denen, die ins Grab hinabsteigen.
8 Lass mich am Morgen deine Freundlichkeit spüren –
      ja, auf dich vertraue ich.
Lass mich den Weg erkennen, den ich gehen soll –
      ja, zu dir erhebe ich meine Kehle.
9 Rette mich vor denen, die mich anfeinden, Lebendiger,
      bei dir verstecke ich mich.
10 Lehre mich, nach deinem Willen zu handeln –
      ja, du bist mein Gott!
Dein guter Geist leite mich in ebenes Land.
      11 Um deines Namens willen, Lebendiger, lass mich leben.
In deiner Gerechtigkeit befreie mein Leben aus der Bedrängnis.
      12 Aufgrund deiner Zuneigung zu mir vernichte die, die mich anfeinden.
Du hast alle besiegt, die mich bedrängen –
      ja, ich, ich diene dir.

(Textauszug aus: Bibel in gerechter Sprache © 2006, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh)

5. Ein Gedichte aus Guantanamo

Das ergreifendste Gedicht stammt von dem 33 Jahre alten Bahreiner Jumah al-Dossari, der insgesamt zwölf Mal versuchte, sich in Guantanamo Bay das Leben zu nehmen.

 "Todesgedicht"
Nehmt mein Blut
Nehmt mein Totengewand und
die Überreste meines Körpers
Macht Fotos von meinem Leichnam am Grab, einsam
Schickt sie an alle Welt
Zu den Richtern und
Zu den Menschen, die ein Gewissen haben
Schickt sie an die mit Prinzipien und die Wohlgesinnten
Und lasst sie die schuldige Bürde tragen
dieser unschuldigen Seele
Lasst sie die Bürde tragen, vor ihren Kindern und der Geschichte
Dieser verschwendeten, schuldlosen Seele
Dieser Seele, die gelitten hat durch die Hände der "Beschützer der Freiheit"

6. Inventar

Inventar
1
Haus ohne Dach
Kind ohne Bett
Tisch ohne Brot
Stern ohne Licht

2
Fluß ohne Steg
Berg ohne Seil
Fuß ohne Schuh
Flucht ohne Ziel

3
Dach ohne Haus
Stadt ohne Freund
Mund ohne Wort
Wald ohne Duft

4
Brot ohne Tisch
Bett ohne Kind
Wort ohne Mund
Ziel ohne Flucht

(Mascha Kaleko)

7. Eine Schande Europas

Benjamin Franklin war einer der maßgeblichen Verfasser der im Juli des Jahres 1776 in Philadelphia unterzeichneten Unabhängigkeitserklärung Amerikas. In ihr wurde die Erklärung der Menschenrechte vorangestellt. Franklin war Botschafter der jungen USA in Frankreich. Er genoss hohes Ansehen in den vorrevolutionären Kreisen und literarischen Salons in Paris.

Franklin wurde eines Abends im Kaffee Procope, wo er Stammgast war, von einem jungen Mann direkt angesprochen:

„Die Welt ist nichts als Ungerechtigkeit und Elend. Wo bleibt die Sanktion? Hinter eurer Erklärung [der Menschenrechte] steht keinerlei Justiz oder Militärgewalt, die Respekt verschaffen könnte.“
Franklin antwortete dem Fragenden: „Das ist falsch, mein Freund! Hinter dieser Erklärung steht eine beträchtliche, unvergängliche Macht: Die Macht der Schande [the power of shame].«

Der junge Mann war der ein Rechtanwalt von 20 Jahren – Georges Jacques Danton.

Die europäische Union ist eine demokratische Konstruktion. […] Wir, die Bürgerinnen und Bürger, verfügen über die Macht der Schande.
Es ist an uns, die Machtverhältnisse zu verändern.
Wir müssen die öffentliche Meinung mobilisieren und unseren Kampf organisieren.
Der Strategie der Abschreckung, die die moralischen Grundlagen Europas zerstört, den Krieg erklären.

Wir […] müssen dafür sorgen, dass die europäischen Zahlungen an die flüchtlingsfeindlichen Staaten sofort beendet werden.
Überall auf dem Kontinent müssen wir für die strikte Einhaltung des universellen Menschenrechts auf Asyl kämpfen […] und die sofortige und endgültige Schließung aller Hotspots durchsetzen, wo immer sie sich befinden.
Denn sie sind die Schande Europas.“

(Jean Ziegler aus: Die Schande Europas – von Flüchtlingen und Menschenrechten, 2020 München, S. 142f)

8. Es geht anders

Es geht anders.
Nein.
Nicht jetzt.
Nicht ich.
Nein, es geht jetzt nicht.

Es geht! Anders?
Es ist doch gut so.
Wer weiß, ob es anders besser ist.
Die vielen Stimmen …
Die vielen Meinungen …

Es geht! Anders.
Es geht! Mit Dir!
Es geht Schritt für Schritt.
Es geht im Miteinander.
Dein Wort in Gottes Ohr!
Es geht! Anders.
Glaub mir.
Mein Sohn hat es dir vorgelebt.

(von Andreas Paul, gekürzt, Misereor für diese Fastenzeit)

9. Beispiele aus der Praxis des Ökumenischen Netzwerkes

Ende der neunziger Jahre wurde in der irischen Hauptstadt Dublin der sogenannte Dubliner-Vertrag verhandelt. Er regelt unter anderem die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa im Schengenraum, in dem das Reisen ohne Grenzkontrollen möglich ist. Die Grundregel lautet: Alle Flüchtlinge erhalten ihr Asylverfahren in dem europäischen Land, das sie zuerst betreten haben.
Wenn sich die Menschen in ein anderes europäisches Land begeben, müssen sie zurück in das zuerst betretene Land reisen. Notfalls werden sie abgeschoben. Gelingt es nicht, die Menschen innerhalb von sechs Monaten in das Erstland zurückzubringen, erhalten sie ihr Asylverfahren in Deutschland. Diese Frist kann unter bestimmten Bedingungen auf 18 Monate angehoben werden.

Einige Beispiele aus der Praxis des Ökumenischen Netzwerkes Bielefeld zum Schutz von Flüchtlingen:

1
    Eine Frau aus Somalia ist mit ihrem Mann nach Norwegen geflohen. Ein Kind wird geboren. Das Paar trennt sich. Der norwegische Staat will die gesamte Familie – trotz Trennung – nach Somalia abschieben. Die Frau flieht mit ihrem Kind nach Deutschland, weil Deutschland nicht nach Somalia abschiebt. In Somalia würde ihr der Tod drohen. Deutschland will sie nach Norwegen zurückschieben. Sie findet Unterstützerinnen und wird ins Kirchenasyl aufgenommen. Dort wartet sie ab, bis sie das Recht auf ein Asylverfahren in Deutschland hat. Als diese Zeit erreicht ist, erhält sie sofort eine Aufenthaltserlaubnis, weil Deutschland nicht nach Somalia abschiebt. In diesem Fall wurde durch das Kirchenasyl ihr Leben und das ihres Kindes gerettet.

2
    Ein Mann aus Eritrea flieht über den Sudan und Libyen nach Europa. Er kommt in einem Flüchtlingsboot in Italien an. Dort wohnt er in einer Flüchtlingsunterkunft bis sie voll ist. Als weitere Flüchtlinge ankommen, wird er mit vielen anderen auf die Straße gesetzt. Er leidet an einer Virusinfektion, die kleine Bläschen in seinem Mund verursacht. Dadurch hat er so starke Schmerzen, dass er weder Essen und Trinken kann. Mehrfach bricht er auf der Straße zusammen und wird von einem Rettungswagen in eine Klinik gebracht. Dort kommt er mit Hilfe von Infusionen wieder auf die Beine – bis zum nächsten Zusammenbruch. Das geht so weiter. Er flieht nach Deutschland. Von dort soll er nach Italien abgeschoben werden. Auch er findet Zuflucht im Kirchenasyl und kann so die Zeit abwarten, innerhalb derer er abgeschoben werden kann. Im Asylverfahren wird er als Flüchtling anerkannt und erhält eine Aufenthaltserlaubnis.

3
    Ein türkischer Mann flieht mit Hilfe von Schleppern nach Deutschland zu seiner Schwester und ihrer Familie. Er ist psychisch schwer erkrankt und benötigt Betreuung. Er weiß nicht, dass die Schlepper ihm ein Flugticket nach Helsinki in Finnland gegeben haben. Er steigt in Berlin aus der Maschine. Bei seiner Schwester angekommen, beantragt er Asyl. Das Bundesamt für Flüchtlinge teilt ihm mit, er müsse nach Finnland ausreisen, das besage sein Ticket. Finnland sei der für ihn zuständige Staat. Der kranke Mann ist nie in Finnland gewesen.
Auch er findet Unterstützung im Kirchenasyl.  Jetzt ist er als Flüchtling in Deutschland anerkannt.

4
    Eine junge Nigerianerin wird aus dem Heimatland mit falschen Versprechen nach Italien gelockt. Dort könne sie als Friseurin viel Geld verdienen. Sie hatte in ihrer Heimatstadt anderen die Haare gemacht. Dafür durfte sie gegen Kost und Logis bei der Familie wohnen, die sie frisierte. Auch andere kamen, um sich die Haare machen zu lassen. Sie hat kaum die Schule besuchen können, weil die Eltern das Schulgeld nicht bezahlen konnten.
In Italien eröffnete man ihr, sie müsse als Prostituiere arbeiten. Wenn sie sich weigere, würde sie umgebracht. Im Rahmen eines Woodooschwurs musste sie Gehorsam geloben. Die Frau, für die sie arbeiten sollte, würde sie sonst verfolgen und sie auch überall finden.
Schließlich gelingt der jungen Frau die Flucht nach Deutschland. Wegen des Dubliner-Abkommens soll sie nach Italien zurück. Die Frau ist schwer traumatisiert, da sie in Italien schweren Misshandlungen ausgesetzt war.
Im Kirchenasyl kann sie die Überstellungsfrist abwarten. Jetzt wartet sie auf ihr Asylverfahren in Deutschland.

Es gibt etliche europäische Länder, in denen es zu schweren Menschenrechtsverletzungen kommt. Dazu gehören Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Griechenland, Italien und andere. Sie alle gelten als sicher, weil sie die europäischen Verträge unterschrieben haben. Tatsächlich aber drohen den Flüchtlingen, Schläge, Obdachlosigkeit, die Verweigerung medizinischer Behandlung, Vergewaltigungen und anderes mehr. Im Moment wird angesichts der katastrophalen Lage in Griechenland dorthin nicht abgeschoben.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche hat am 27. Januar diesen Jahres gemeldet:
Wir wissen zurzeit von 295 aktiven Kirchenasylen mit mindestens 508 Personen, davon sind etwa 103 Kinder. 279 der Kirchenasyle sind sogenannte „Dublin Fälle“.
Viele deutsche Politiker sind sehr darüber verärgert, dass Kirchenasyle auch in Dublin-Fällen durchgeführt werden. Aber die Schicksale der Menschen sprechen für sich. Ohne Kirchenasyl ständen die Menschen wesentlich schlechter dar. Denn nur in wenigen Fällen hat eine Klage gegen eine Abschiebung in das zunächst zuständige Dublin-Land Erfolg.
(Joachim Poggenklass)

10. Musik:

Gott gab uns Atem>>

1 Gott gab uns Atem, damit wir leben. Er gab uns Augen, dass wir uns sehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.

2 Gott gab uns Ohren, damit wir hören. Er gab uns Worte, dass wir verstehn. Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön. Gott will nicht diese Erde zerstören. Er schuf sie gut, er schuf sie schön.

3 Gott gab uns Hände, damit wir handeln. Er gab uns Füße, dass wir fest stehn. Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehn. Gott will mit uns die Erde verwandeln. Wir können neu ins Leben gehen.


***

11. Ein großer, freier Raum

Für mich ist es zum Glück so wichtig und notwendig, sicher und auf festem Grund zu stehen – UND zugleich weiten Raumes gewiss zu sein, um kraftvoll los zu gehen.

Wir geben unseren Kindern Sicherheit und zugleich Raum,
wir fragen uns bei Problemen, wie wir in einem ersten Schritt den „Lösungsraum“ vergrößern können.

Du und ich, wir sind zu Gutem fähig, wenn wir sicher und frei zugleich sind.

Wir atmen tief ein und aus, hören uns selbst im klopfenden Herzschlag.

Zuweilen denke ich, jetzt klopft Jesus an der Tür meiner Seele an.

Wir sehen dankbar das Glück um und in uns, aber dann, gleich danach, unvermittelt zerreißt es unser Herz, wenn uns das Elend der Menschen auf der Flucht, vertrieben und festgesetzt in Lagern und Gefängnissen bewusst wird.

Sie haben gehandelt für ihr Leben, für ihre Kinder und Familien.

Sie wollten Veränderung, Wandlung der Verhältnisse, aber nun sind ihre Füße nicht mehr auf festem Grund, sie bekommen einfach keine Chance ihre Hände für das Leben und die Freiheit handeln zu lassen.

Sie werden zerstört im Inneren und ihre Sehnsucht erstickt und ertrinkt.

Nichts ist vertraut, kein Mutterboden unter den Füßen, niemandem sollten sie jetzt noch trauen können.
Gott gab ihnen zwar Füße, doch sie finden keinen GRUND mehr.

Selbst letzte Werte, GRUNDrechte, lösen sich auf beim Erreichen des christlichen Abendlandes, verschwinden plötzlich im Angesicht von Schiffen und Häfen mit europäischen Flaggen, von Menschen mit europäischen Zeichen an ihren Uniformen.

     Gott gab uns Atem, damit wir alle leben sollen.
          Er gab uns Augen, dass wir uns sehn.
               Gott gab uns Hände, damit wir handeln.

(Rainer Nuß)

12. Lied: Lass uns ... die nötigen Schritte tun ...

1. Lass uns in deinem Namen, Herr,
die nötigen Schritte tun.
Gib uns den Mut, voll Glauben, Herr,
heute und morgen zu handeln.

2. Lass uns in deinem Namen, Herr,
die nötigen Schritte tun.
Gib uns den Mut, voll Liebe, Herr,
heute die Wahrheit zu leben.

3. Lass uns in deinem Namen, Herr,
die nötigen Schritte tun.
Gib uns den Mut, voll Hoffnung, Herr,
heute von vorn zu beginnen.

4. Lass uns in deinem Namen, Herr,
die nötigen Schritte tun.
Gib uns den Mut, voll Glauben, Herr,
mit dir zu Menschen zu werden.

Text und Melodie: Kurt Rommel 1964

Eine Version von "Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun" auf Youtube>>