Was macht die Bundeswehr in Mali?

Ein Online-Friedensgebet  aus Anlass eines Bundestagsbeschlusses Ende April 2021

Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden!

Liebe Friedensgebetsgemeinde,

leider ist es immer noch nicht möglich, ein Friedensgebet gemeinsam in der Süsterkirche zu feiern, oder es auch nur gemeinsam vorzubereiten. Auf der anderen Seite werden wir neben den täglichen Corona-Nachrichten mit Informationen versorgt, die wie der Wetterbericht vorbeirauschen, uns aber besorgt machen sollten:
Die Ausgaben für die Rüstung sind im vergangenen Jahr trotz der auch finanziell erheblichen Corona-Belastung weltweit deutlich gestiegen. In Belarus und Myanmar gehen die Proteste weiter. Die Zahl derer, die in Myanmar mit ihrem Leben bezahlten, weil sie Freiheit und Demokratie wollten, wird zu einer Zahl, die ihr eigenes Gewicht gegenüber der Zahl der Toten suchen muss, die das Coronavirus täglich verursacht.
In Afghanistan sollen die ausländischen Truppen zeitnah abgezogen werden. Ihr zwanzig Jahre langer Einsatz unter ständiger deutscher Beteiligung hat nicht einmal so viel Stabilität gebracht, dass man sich über diesen Abzug freuen könnte. Die Kräfte des Bürgerkriegs werden wieder verstärkt wirken. Um die Rechte von Frauen muss man ernsthaft besorgt sein. Dass Mädchen noch weiter zur Schule gehen dürfen, scheint nicht gesichert.
In Mali werden deutsche Truppen seit Jahren eingesetzt, um im Rahmen eines Blauhelmeinsatzes der Vereinten Nationen einen brüchigen Frieden, der eher ein latenter Bürgerkrieg ist, zu sichern.
Der Deutsche Bundestag hat gerade den Einsatz der deutschen Truppen in Mali um ein weiteres Jahr verlängert. Auch diese Nachricht rauschte kaum beachtet an vielen vorbei.

Wir haben deshalb überlegt, dass es an der Zeit ist, nach Mali zu schauen. Wir fragen, warum es in diesem armen Land in Afrika keinen Frieden gibt – nicht einmal den, auf den man sich 2015 in einem Abkommen verständigt hat. Zu dieser Überlegung gehört auch, darüber nachzudenken, ob es richtig sein kann, Menschen als Soldaten dort hin zu schicken. Der Einsatz dort ist der gefährlichste Auslandseinsatz, der deutschen Soldaten abverlangt wird. Unabhängig von der Meinung derer, die einen Einsatz von Soldaten immer für einen falschen Schritt auf dem Weg zum Frieden halten, muss die Frage erlaubt sein: Wird hier wirklich etwas bewegt? Oder wird hier ohne erkennbares Ziel versucht, für die viele Jahrzehnte zurückliegenden Fehler wenigstens irgendetwas zu tun. Können Soldaten hier zu einer Reduzierung von Gewalt beitragen?

Wir haben nicht die Lösung, aber gerade in unserer immer wieder erschrocken wahrgenommenen Hilflosigkeit glauben wir an die verändernde Kraft des Friedens, der höher ist als alle Gewalt. Wir glauben an die Kraft, Menschen, Länder und Konflikte ins Gebet zu nehmen. Wir wollen nicht müde werden, weiter für eine veränderte Welt zu glauben, zu hoffen und zu beten, eine Welt, in der Frieden, Vernunft und Gerechtigkeit das Handeln bestimmen. Wir laden ein, unsere Hoffnung zu teilen und sich auch virtuell an diesem Gebet zu beteiligen.
Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden!


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Musik: Desert Blues Musikprojekt aus Mali, Teil 1>>

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Was macht die Bundeswehr in Mali?

Mali ist ein wunderbares Land.
Die Landschaft besteht vorwiegend aus großen Ebenen, die von der Sahara im Norden bis in den Sahel im Süden reichen. An den Rändern befinden sich sogenannte Stufen, an denen jeweils eine höhere Ebene beginnt, z.B. das Bandiagara-Plateau, das an einer Stufe an der Gondo-Ebene beginnt. Wo es Gebirge gibt, sind häufig beeindruckende Tafelberge zu sehen.

Der bedeutendste Fluss des Landes ist der Niger. Zusammen mit dem zweitgrößten Strom des Landes, dem Senegal, ist er wesentlich für die Fischerei. Sie ernährt viele Menschen Malis.

In Mali liegen einige der ältesten Städte Westafrikas mit bedeutenden Kulturdenkmälern.
Bamako ist die Hauptstadt; andere bedeutende Städte sind alte Städte wie Djenné und Timbuktu sowie Sikasso und Segoú. Djenné und Timbuktu im Norden des Landes sind stark von Abwanderung bedroht, die im Süden wachsen.
Djenné ist ein altes Lehmbauzentrum. Beeindruckend ist die Moschee aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Altstadt gehört zum Weltkulturerbe.
Timbuktu war und ist eine große Kulturstadt. Lange war sie ein Zentrum islamischer Gelehrsamkeit. Infolge des Handels zeichnete Timbuktu auch eine große Weltoffenheit aus. Allerdings gab es unter den Eliten auch eine Gruppe eher fanatischer Muslime, die nur wenig weltoffen waren. Christen waren zumeist nur als Gäste in der Stadt.
Drei der größten Moscheen der Stadt zählen ebenfalls zum Weltkulturerbe.
Mit der Universität Sankoré wurde die Stadt im 15. und 16. Jahrhundert ein Ort der Bildung.
Forschung, Musik und Sport spielen in der Stadt heute eine große Rolle.

In der Architektur des Landes gibt es vor allem Lehmbauten zu bewundern – mit vielen bedeutenden Baudenkmäler dieser Bauform.

Heute finden wir in Mali eine geradezu unendliche Fülle an Formen der Musik, des Theaters und des Tanzes – je nachdem, in welcher Region man sich befindet.
Die verschiedenen Kulturen in Literatur, Musik, Tanz durchdringen einander und bilden ein buntes Ensemble.

Auf einer Seite des Bundes-Verteidigungsministeriums war einst zu lesen:
"Noch immer ist Malis wichtigster kultureller Exportartikel die Musik, doch im Inland haben es die Künstler mittlerweile schwer. In den 1970er und 1980er Jahren war in Bamako Musik zu jeder Tages- und Nachtzeit zu hören, die Jugend strömte an den Wochenenden in die zahlreichen Clubs, in den Open-Air-Restaurants wiegten sich seriöse ältere Paare im Rhythmus nostalgischer Rumbas. Der Einfluss Kubas hatte die einheimische Musikszene schon vor Jahrzehnten inspiriert, als, noch zu sozialistischen Zeiten, die Regierung eine Kapelle zur Ausbildung auf die Zuckerinsel sendete, die das klassische Rumba-Repertoire notengetreu nachspielte. Salsa, Reggae, Jazz und HipHop waren zu  hören, einheimische  Musikerinnen  und  Musiker  brachten die neuesten Klänge von ihren Tourneen mit."

So gibt es viele Gründe, eigentlich mal nach Mali zu reisen und eine neue Welt zu entdecken.
Warum reist die Bundeswehr nach Mail?

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Musik: Desert Blues Musikprojekt aus Mali Teil 2>>

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Was macht die Bundeswehr in Mali?


Selig sind die Sanftmütigen; sie werden das Erdreich besitzen.


Die Eroberung Afrikas begann vor mehr als hundert Jahren und reicht bis in unsere Gegenwart.
Bis 1899 eroberte Frankreich das gesamte heutige Mali. Es gelang aber nicht, die Nomaden in der Sahara „unter Kontrolle“ zu bringen. Die Region Mali war für die Franzosen von relativ geringer Bedeutung, „lieferte“ ihnen aber viele Soldaten, die in den beiden Weltkriegen für Frankreich kämpften (und starben).
1958 – nachdem die französische Verfassung den Kolonien volle innere Autonomie erlaubte, vereinigten sich die Kolonien Senegal und Französisch-Sudan und erklärten sich als Mali-Föderation am 20. Juni 1960 für unabhängig. Am 22. September 1960 erklärte die frühere Kolonie Französisch-Sudan formell ihre Selbständigkeit unter dem Namen Republik Mali.
Nach der Unabhängigkeit wurde Mali ein Einparteienstaat unter Präsident Keïta. Er vertrat eine sozialistisch orientierte Politik. Ohne mit Frankreich zu brechen wurde eine engere Zusammenarbeit mit den Ostblockstaaten gesucht. Das Regime Keïtas wurde aufgrund schlechter wirtschaftlicher Lage und wachsender Unzufriedenheit der Bevölkerung immer unbeliebter. Im November 1968 putschte sich eine Gruppe junger Militärs an die Macht.  Sie setzte die sozialistische Politik Keïtas im Großen und Ganzen fort, begann aber ab der Mitte der 1970er Jahre den Anschluss an die westlichen Industriestaaten zu suchen. 1980 verstrickte sich der ohnehin schon schwache malische Staat zweimal in bewaffnete Grenzkonflikte mit dem Nachbarstaat Burkina Faso. Im Norden Malis revoltierten die Tuareg.

Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit ...


In der Folgezeit wurden mit ausländischer Unterstützung bedeutende Reformen in Verwaltung und Justiz durchgeführt.  Mali galt als gelungenes Beispiel für die Demokratisierung in Afrika. In der Realität blieb aber die Staatsverwaltung ineffizient, korrupt und die Armut hoch. Eine Lösung in der Tuareg-Frage wurde nicht gesucht und deshalb natürlich auch nicht gefunden.
Dieser Konflikt wurde ernsthaft akut nachdem zahlreiche bewaffnete Söldner und Islamisten aus dem Krieg in Libyen nach Mali kamen und sich mit den Tuareg-Rebellen verbündeten. Im Januar 2012 griffen Tuareg-Verbände das malische Militär im Nordosten des Landes an, drei Monate später hatten sie den gesamten Norden unter ihre Kontrolle gebracht. Die Armee Malis hatte den Rebellen nichts entgegenzusetzen, putschte aber 2012 den Präsidenten aus dem Amt. Die Putschisten begründeten ihr Vorgehen mit der Unfähigkeit der Regierung, den seit Mitte Januar 2012 andauernden Aufstand der Tuareg-Rebellen unter Kontrolle zu bekommen. Der UN-Sicherheitsrat, die Afrikanische Union und die damalige EU-Außenbeauftragte Ashton verurteilten den Staatsstreich und belegten die Militärjunta mit Sanktionen; Entwicklungshilfe wurde vorübergehend eingestellt. Demgegenüber nahm die Bevölkerung den Putsch eher wohlwollend hin, es kam zu Solidaritätskundgebungen mit den Putschisten.
Unterdessen nahmen die Tuareg-Rebellen im Norden des Landes alle Städte der Region Azawad ein und erklärten am 6. April 2012 die einseitige Unabhängigkeit des Azawad. Zwischen Januar und Juli 2012 flüchteten über 250.000 Malier infolge der politischen Instabilität, der unsicheren Lage und des mangelhaften Zugangs zu Nahrungsmitteln und Wasser in die Nachbarländer Burkina Faso, Mauretanien und Niger. Außerdem gab es im selben Zeitraum rund 105.000 Binnenflüchtlinge im Norden und rund 69.000 Binnenflüchtlinge im Süden Malis.

Selig sind, die Frieden stiften ...

Die internationale Staatengemeinschaft sorgte sich um die zunehmende Destabilisierung Malis seit 2012.
„Einige Staaten und internationale Organisationen haben aus verschiedenen Gründen ein Interesse an der Stabilität Malis. Die Vereinten Nationen fürchten, dass Islamisten Mali nutzen könnten, um ganz Westafrika zu destabilisieren. Mitunter sieht sich das Nachbarland Niger einer verstärkten islamistischen Bedrohung ausgesetzt. Hier spielen auch Ressourcen eine Rolle. Der Niger ist der Hauptlieferant für das von Frankreich genutzte Uran. Des Weiteren befürchtet Frankreich, dass terroristische Gruppen Mali zum Rekrutieren von Kämpferinnen und Kämpfern nutzen, die wiederum Anschläge auf europäische Ziele begehen könnten. Auch andere europäische Staaten setzen sich verstärkt für die Stabilität Malis ein, da durch das Land eine zentrale Fluchtroute verläuft.
Auf Bitten der malischen Regierung griff Frankreich im Jahr 2012 in den Konflikt ein.“
Im Dezember 2012 stimmten die Vereinten Nationen einer Resolution zu, die den Weg zu einer militärischen Intervention des Westens in Mali frei machte.
Als sich die Rebellen im Januar 2013 aufmachten, auch den Süden des Landes zu erobern, bat Übergangspräsident Traoré die frühere Kolonialmacht Frankreich um weitere militärische Hilfe.

„Bis heute sind mehrere tausend französische Soldatinnen und Soldaten vor Ort.
Seit 2013 ist die internationale Gemeinschaft mit der Mehrdimensionalen integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali – MINUSMA) beauftragt, den Frieden zu sichern. Die UN-Friedensmission wurde am 25. April 2013 mit Resolution 2100 vom Sicherheitsrat beauftragt. Mit rund 12 000 Blauhelmsoldaten ist sie auch heute noch eine der größten Missionen weltweit. Ihre Hauptaufgaben sind der Schutz der Zivilbevölkerung und die Unterstützung nationaler Sicherheitskräfte.
Auch die Bundeswehr ist seit 2013 in Mali vertreten. Ihr Ziel besteht in der Bekämpfung von Fluchtursachen. Sie engagiert sich logistisch, in der Aufklärung und in der medizinischen Versorgung. Neben ihrem Engagement innerhalb der MINUSMA beteiligt sich die Bundeswehr an der EU-geführten Ausbildungsmission EUTM in Mali.“ (Zitiert aus: https://frieden-sichern.dgvn.de/konflikte-brennpunkte/mali/)

Mit Hilfe französischer Truppen konnten die Islamisten schnell besiegt und das Kommando an afrikanische Truppen übertragen werden. Die Lage im Norden aber blieb instabil.
Während des Krieges in Nordmali wurden von Seiten der Rebellen, Islamisten, diverser Milizen und der staatlichen Sicherheitskräfte grobe Verletzungen der Menschenrechte begangen; auch seit der Vertreibung der Rebellen aus den Städten Nordmalis werden Menschenrechte immer wieder verletzt. Den Rebellen und Islamisten werden konkret vorgeworfen, Gefangene hingerichtet zu haben, sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verüben und in den beherrschten Gebieten mittelalterlich anmutende Körperstrafen wie Auspeitschungen, Steinigungen oder das Abhacken von Gliedmaßen zu vollziehen. Nach wie vor werden Ausländer zum Zweck der Lösegelderpressung entführt und zuweilen ermordet. Die Rebellen wie auch der Regierung nahestehende Milizen werden beschuldigt, Kindersoldaten rekrutiert und eingesetzt zu haben.

Der Armee und anderen staatlichen Sicherheitsorganen wird vorgeworfen, im Zuge der Kampfhandlungen Flüchtlingslager und Zivilisten beschossen, willkürlich Menschen verhaftet und misshandelt zu haben, denen Verbindungen zu den Rebellen nachgesagt wurden. Insbesondere im Zusammenhang mit dem Militärputsch von 2012 kam es zu willkürlichen Verhaftungen.

2015 wird zwischen der malischen Regierung und den Tuareg in Algier ein Friedensabkommen ausgehandelt. Die Gesamtsituation bleibt aber brüchig und unvollständig. Die Ursachen des Konflikts, insbesondere die Marginalisierung der Tuareg und der arabischen Gemeinden im Norden, wurden nicht gelöst und bestehen fort.
Weiterhin sind dschihadistische Gruppen aktiv. Inzwischen dient Mali ihnen sogar als Rückzugsraum aus benachbarten Regionen.
Im August 2020 putschte sich erneut eine Militärjunta an die Macht.

Selig sind die Armen ...

Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Schon vor dem Ausbruch des Nordmali-Konflikts waren rund 15 % der Kinder akut mangelernährt. Die abnehmenden Niederschläge führten immer wieder zu Nahrungsmittelknappheit, wodurch Unterstützung durch das Ausland notwendig bleibt.
Die Kriege haben zu einem Erliegen des Tourismus geführt, sodass in der Sahara kaum mehr eine legale Einkommensquelle existiert.
Mali hat keine eigene Währung. Somit hat die Regierung keine Hoheit über Währungs-, Zins- und Wechselkurspolitik.

Selig sind, die Leid tragen ...


Anfangs beschränkte sich der Beitrag deutscher Truppen zum VN-Einsatz der Vereinten Nationen in Mali vor allem auf Stellen von Stabspersonal, Verbindungsoffizieren sowie Flugzeugen zum Transport und zur Luftbetankung. Zusätzlich zu den bisherigen Kräften wurde daraufhin eine verstärkte gemischte Aufklärungskompanie entsandt, die mit unbemannten und unbewaffneten Aufklärungsdrohnen ausgerüstet ist. Hinzu kommen vor allem Sicherungskräfte, Versorgungs- und Sanitätskräfte sowie Fernmelder. Das jüngste Mandat des Deutschen Bundestages beinhaltet die Ausweitung des Verantwortungsbereiches auf Zentralmali. Die Obergrenze wurde beibehalten: Demnach ist weiterhin der Einsatz von bis zu 1.100 deutschen Soldatinnen und Soldaten möglich. Die erneute Erweiterung der Beteiligung am VN-Einsatz hat das Ziel, Mali und die Sahelzone zu stabilisieren. Dafür ist der Großteil des deutschen Einsatzkontingents im Camp Castor in Gao im Nordosten des Landes stationiert. Deutschland stellt aber auch Personal für das VN-Hauptquartier und den Materialumschlagpunkt in der Hauptstadt Bamako. In Niamey, der Hauptstadt des benachbarten Niger, unterhält die Luftwaffe einen Lufttransportstützpunkt für Material- und Personaltransporte und die medizinische Versorgung.
Ziel der Mission ist die Sicherung des Friedens in Mali. Die Soldatinnen und Soldaten sollen dafür sorgen, dass die Waffenruhe eingehalten und ausgehandelte Abkommen für Frieden und Aussöhnung umgesetzt werden. Eine weitere Kernaufgabe ist auch, vertrauensbildende Maßnahmen zwischen den Konfliktparteien zu fördern.

Der Vereinte-Nationen-Einsatz in Mali soll den politischen Dialog im Land unterstützen und die Sicherheit und Stabilisierung sowie den Schutz von Zivilpersonen fördern. Außerdem ist es Ziel des Einsatzes das Wiederherstellen der staatlichen Autorität im gesamten Land, den Wiederaufbau des malischen Sicherheitssektors, den Schutz der Menschenrechte sowie die humanitäre Hilfe zu fördern.
Alle diese Ziele sollen vorrangig durch den Einsatz von Militär erreicht werden.

Selig sind, die reinen Herzens sind ...

Wer sich ernsthaft um den Frieden sorgt, muss bedenken, dass die „Friedensbringer“ überwiegend weiß sind, also die Hautfarbe all derer haben, die durch Kolonialisierung und Ausbeutung des Landes ebenso wie durch den ungeordneten Übergang in die Selbständigkeit der früheren Kolonien in Staaten mit willkürlich festgelegten Grenzen Verursacher der Probleme waren und sind. In Mali spricht die eingeborene Bevölkerung ungefähr 35 verschiedene Sprachen. Die verordnete „Muttersprache“ ist die offizielle Amtssprache Französisch, die nicht einmal alle verstehen.

Frieden erfordert Vertrauen unter denen, die im Konflikt leben.  Kaum vorstellbar, dass schwer bewaffnete Soldaten aus anderen Ländern, die mit einem „robusten“ Mandat ausgestattet sind, die geeignete Basis für die Vertrauensbildung bieten. Auch „unsere“ Soldaten riskieren dort Leben und Gesundheit für böse Fehler, die andere in fast zwei Jahrhunderten gemacht haben. Frieden werden sie nicht stiften können, weil alle am Konflikt beteiligten Parteien sich gegenseitig misstrauen und die Bevölkerung den ausländischen Friedenstruppen nicht glaubt.

Mit Waffen und Soldaten lässt sich hier nichts ändern – die Menschen dort müssen ihren ganz eigenen Weg finden. Das erfordert Geduld und die Bereitschaft, ihnen etwas von dem zurückzugeben, was ihnen über viele Jahrzehnte genommen wurde.


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Musik: von Ali Farka Touré>>
Ali Farka (* 31. Oktober 1939 in Kanau, Mali; † 7. März 2006 in Bamako) war ein bedeutender malischer Musiker. Er galt als einer der renommiertesten Musiker Afrikas und als einer der 100 besten Gitarrenspieler der Welt.


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Ein Auszug aus den Seligpreisungen der Bergpredigt, Mt 5,3-10

Selig sind, die offenherzig arm sind; denn:
     ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen; denn:
     sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn:  
     sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn:
     sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen; denn:
     sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn
     sie werden Gott schauen.
Selig sind, die Frieden stiften; denn:
     sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn:
     ihrer ist das Himmelreich.

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Lied: EG 678 – Textauszug – statt eines Gebetes

„Wir beten für den Frieden, wir beten für die Welt, wir beten für die Müden, die keine Hoffnung hält, wir beten für die Leisen, für die kein Wort sich regt, die Wahrheit wird erweisen, dass Gottes Hand sie trägt.

Wir hoffen für das Leben, wir hoffen für die Zeit, für die, die nicht erleben, dass Menschlichkeit befreit. Wir hoffen für die Zarten, für die mit dünner Haut, dass sie mit uns erwarten, wie Gott sie unterbaut.

Wir singen für die Liebe, wir singen für den Mut, damit auch wir uns üben und unsre Hand auch tut, was das Gewissen spiegelt, was der Verstand uns sagt, dass unser Wort besiegelt, was unser Herr gewagt.

Nun nimm, Herr, unser Singen in deine gute Hut und füge, was wir bringen, zu Hoffnung und zu Mut. Wir beten für Vertrauen, wir hoffen für den Sinn. Hilf uns, die Welt zu bauen zu deinem Reiche hin.“
(Peter Spannenberg, Ostdeutscher Pfarrer, Theologiedozent und Textdichter, 1989)
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Musik: Satz 4 aus der Kantate „Da Pacem“ (2017) von Martin Kahle (Text: Peter Spannenberg)>>

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Eine biblische Meditation für drei SprecherInnen


SprecherIn 1
Siehe, meine Freundin, du bist schön; schön bist du, deine Augen sind wie Taubenaugen. (Hl 1, 15)
31... sie werden zu dir kommen ... und werden deine Worte hören, aber nicht danach tun, sondern ihr Mund ist voll von Liebesweisen, doch hinter ihrem Gewinn läuft ihr Herz her.
32 Und siehe, du bist für sie wie einer, der Liebeslieder singt, der eine schöne Stimme hat und gut spielen kann. Sie hören wohl deine Worte, aber sie tun nicht danach... (Hesekiel 33)


Akkord



SprecherIn 2
28 Verrücke nicht die uralten Grenzen, die deine Väter gemacht haben.
(Sprüche 22,28)


Akkord


SprecherIn 1
Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie wurdest du zu Boden geschlagen! (Jes 14,12a)
Denn die feste Stadt ist einsam geworden, die schönen Häuser verödet und verlassen wie die Steppe, dass Kälber dort weiden und ruhen und Zweige abfressen. (Jes 27,10)


Akkord


SprecherIn 3
1 Weh denen, die unrechte Gesetze machen, und den Schreibern, die unrechtes Urteil schreiben,
2 um die Sache der Armen zu beugen und Gewalt zu üben am Recht der Elenden in meinem Volk, dass die Witwen ihr Raub und die Waisen ihre Beute werden!
3 Was wollt ihr tun am Tage der Heimsuchung und des Unheils, das von ferne kommt? Zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe? Und wo wollt ihr eure Herrlichkeit lassen? (Jesaja 10,1-3)

1 Weh denen, die Schaden zu tun trachten und gehen mit bösen Gedanken um auf ihrem Lager, dass sie es frühe, wenn's licht wird, vollbringen, weil sie die Macht haben!
2 Sie reißen Äcker an sich und nehmen Häuser, wie sie's gelüstet. So treiben sie Gewalt mit eines jeden Hause und mit eines jeden Erbe. (Micha 2,1-2)


Akkord



SprecherIn 1
14 So höret nun des HERRN Wort, ihr Spötter, die ihr herrscht über dies Volk...
15 Ihr sprecht: Wir haben mit dem Tod einen Bund geschlossen und mit dem Totenreich einen Vertrag gemacht. Wenn die brausende Flut daherfährt, wird sie uns nicht treffen; denn wir haben Lüge zu unsrer Zuflucht und Trug zu unserm Schutz gemacht.
16 Darum spricht Gott der HERR: Siehe, ich lege in Zion einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein, der fest gegründet ist...
17 Und ich will das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zur Waage machen. So wird Hagel die falsche Zuflucht zerschlagen, und Wasser sollen den Schutz wegschwemmen,
18 dass hinfalle euer Bund mit dem Tode und euer Vertrag mit dem Totenreich nicht bestehen bleibe. (Jesaja  28)


Akkord


SpecherIn 2

So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben,
Ihr sprecht: Unsere Sünden und Missetaten liegen auf uns, dass wir darunter vergehen; wie können wir denn leben? 11 So sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: Ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel? (Hesekiel 33,11)


Akkord


SprecherIn 3

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist
und was Adonaj bei dir sucht:
Nichts anderes als
Gerechtigkeit tun,
Freundlichkeit lieben
und behutsam mitgehen
mit deinem Gott.“
(Micha 6,8)


Stille

Selig sind, die Frieden stiften; denn:
sie werden Gottes Kinder heißen.



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Musik: von Ali Farka Touré>>


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Was macht die Bundeswehr in Mali?

Es geht auch anders:  Stellenanzeige eines alternativen Friedensdienstes


9.6.2016

„EIRENE, Internationaler Christlicher Friedensdienst e.V.“

„Unser Regionalprogramm im Zivilen Friedensdienst im Sahel engagiert sich in den Bereichen Demokratisierungsprozesse, gewaltfreie Konfliktbearbeitung um extraktive Rohstoffe und konfliktsensible Medienarbeit. Im Medienbereich arbeitet das Programm mit mehreren Partnerorganisationen (Radios, Netzwerke etc.) in Burkina Faso, Mali und im Niger zusammen. Zur Unterstützung unserer Partner und lokalen Fachkräfte in diesen drei Ländern suchen wir ab sofort eine Friedensfachkraft für konfliktsensible Medienarbeit (insbesondere Radio) für den Dienstsitz in Ouagadougou / Burkina Faso.“

„Konflikte um die Ausbeutung mineralischer Ressourcen haben im Niger und in den angrenzenden Ländern Mali und Burkina Faso ein hohes Eskalationspotenzial. Das EIRENE-Regionalprogramm im Bereich des Zivilen Friedensdienstes will in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern zur Entwicklung eines positiven Friedens und der gewaltfreien Bearbeitung der Ressourcenkonflikte in Niger, Mali und Burkina Faso beitragen. Hierfür suchen wir für den Dienstsitz in Niamey/Niger möglichst bald eine Friedensfachkraft für gewaltfreie Konfliktbearbeitung um extraktive Rohstoffe zur Unterstützung der Länderteams in Burkina Faso, Mali und Niger sowie Betreuung eines EU-Projektes zum Goldabbau im Niger.“

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Fürbittengebet

Gott,
vertrauend auf deine Kraft der Freiheit,
fragen wir uns, warum es hier nicht klappt, dass Menschen einträchtig beieinander wohnen?
Wer hat ein Interesse daran? Wer verspricht sich Gewinn und Reichtum und Macht und Einfluss? Geht es in Mali um Gold und Edelmetalle, um Land und Wasser?
Herrschaft schafft Knechtschaft. Sind wir immer noch Knechte des Goldrausches und vertrauen auf die Kraft des Geldsegens?
Wir bitten für uns alle, dass wir dem Sog nach Geld und Gier, Herrschaft und Ansehen widerstehen.
Wir vertrauen auf deine Kraft.

Gott,
die du aus Knechtschaft und Unterdrückung befreist,
in Mali leidet dein Volk, die Armen und Elenden in ganzen Gebieten hungern und dürsten nach Brot und Gerechtigkeit.
Wie kann es gelingen, dass nicht das Recht der Stärke regiert, sondern das Recht zur Stärke wird? Wie kann es gelingen, dass nicht Waffen und Gewalt sprechen, sondern Menschen Verträge schließen und einander achten? Wie kann aus dem Weg der Gewalt ein Weg des Friedens und des Miteinander werden?
Gott, die du aus Knechtschaft und Unterdrückung befreist, schaffe Recht mit Menschen, die das Recht achten.

Gott,
du Ursprung allen Lebens, du Quelle allen Seins,
wir suchen nach anderen Quellen zum Frieden.
Die Welt der Waffen vermehrt militärische Auseinandersetzungen, als könnten Konflikte so gelöst werden.
Mit Sorgen blicken wir nach Belarus und Myanmar.
Hier sichert das Militär die Korruption und Macht der Herrschenden.
Was sichert die Bundeswehr in Mali?
Gott, du Quelle des Lebens, wir wollen aus anderen Quellen leben...
Lass uns miteinander auf die Suche nach diesen Quellen begeben.

Gott,
der du uns ansiehst so,
wie wir angesehen sein wollen: schön, liebevoll und voller Gnade,
Wir trauen auf dich und dein Angesicht in Jesus Christus, unserem Bruder, in dessen Namen wir beten:
Vaterunser ...

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Musik: von Ali Farka Touré>>

 

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Texte von Bertold Becker und Horst Haase